Diese Frage kann und soll hier nicht abschliessend beantwortet werden.
Nicht jeder Betroffene muss Medikamente einnehmen, nicht jeder verträgt sie und nicht jeder will sie.
So unterschiedlich wie unsere alltäglichen Gewohnheiten sind, so unterschiedlich sind die verschiedenen Therapieformen der Angst. Dem einen hilft eine Gesprächstherapie, dem anderen ein Medikament und dem nächsten hilft vielleicht gar nichts.
Ob Sie sich für ein Medikament entscheiden wollen, das können und sollen Sie in erster Linie mit Ihrem Arzt besprechen. Nur er kennt Ihre Gesundheitsgeschichte und nur er ist die Fachperson die weiss, ob ein Medikament Ihnen gut tun könnte oder nicht.
Natürlich sprechen Betroffene unter sich gerne über ihre «Medis». «Welches nimmst du und wie wirkt das bei dir?»
Der eine nimmt von ein- und demselben Medikament zu, der andere bringt kein Gramm mehr auf die Waage. Der eine schwärmt von einem ganz bestimmten Medikament. Eine andere Person kann von genau dem selben Medikament unter Schwindel und Kopfschmerzen leiden.
Wichtig zu wissen ist: Es gibt tatsächlich inzwischen gute Medikamente gegen Angststörungen. In einer bestimmten Phase der Erkrankung kann es sicherlich sehr sinnvoll sein, auf Anraten des Arztes ein Medikament einzunehmen. Das muss aber nicht heissen, dass Sie ein Leben lang auf Medikamente angewiesen sein werden.
Manche Patienten nehmen in einer schlechten Phase 1-2 Jahre lang täglich ein Medikament gegen die Angst zu sich, stärken in dieser Zeit ihre Psyche, machen Fortschritte und setzen das Medikament danach wieder ab, weil sie ihrer Angst bewusst wieder ohne Medikamente begegnen wollen.
Medikamente gegen die Angst sind natürlich nicht ohne Nebenwirkungen. Sie müssen daher in einem sanften, langsamen Verlauf eingeschlichen und später wieder ausgeschlichen werden.
Tipp für Medikamentenphobiker: Einige der heute gängigen Angst-Medikamente gibt es auch in Sirupform. Dies eröffnet die Möglichkeit, in Kleinstdosen über Wochen hinweg ein Medikament auf sanftem Weg einzuschleichen, bis man auf der Dosis einer Tablette ist und man dann auf Tabletten umstellen kann. Auch beim Ausschleichen ist diese Form eine der Bevorzugten.
Lassen Sie sich Zeit! Je sanfter Sie ein Medikament einschleichen und/oder ausschleichen, umso weniger leiden Sie unter den bekannten starken Nebenwirkungen/Entzugserscheinungen wie: Derealisation, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen etc. Wenn Nebenwirkungen auftreten, sind diese oftmals nur am Anfang und vorübergehend.
Bei der Einnahme von Medikamenten muss beachtet werden, dass die antidepressive Wirkung in der Regel erst nach zwei bis vier Wochen eintritt.
Reden Sie mit Ihrem Arzt, vertrauen Sie ihm Ihre Ängste in Bezug auf Medikamente an. Wägen Sie ab. Was wollen SIE? Inwiefern könnten Medikamente Ihnen bei der Angstbewältigung helfen?
Es besteht eine allgemein anerkannte Behandlung von Angststörungen aus einer Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Behandlung.
Therapieziel ist keinesfalls das Zudecken von Problemen. Im Gegenteil: die medikamentöse Behandlung schafft durch die eintretende Besserung oft erst die Grundlage für die Psychotherapie. Richtig eingesetzt sind Antidepressiva wie eine Stütze oder Krücke, die über die Normalisierung des Nervenzellstoffwechsels helfen, die Selbstheilungskräfte wieder zu mobilisieren. Sie sind Hilfe zur Selbsthilfe.
Nehmen Sie sich nicht die Chance, durch eine Medikamentenverweigerung Fortschritte zu machen. Lassen Sie sich aber im Gegenzug auch nicht dazu zwingen, Medikamente einzunehmen. Sie sind die betroffene Person und am Ende müssen Sie mit den Ängsten oder mit den Nebenwirkungen leben. Diese Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen.
aphs | Angst- und Panikhilfe Schweiz
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Die Angst-und Panikhilfe Schweiz ist eine gemeinnützige NPO mit Sitz in Bern.